Der Frühling, die Sonne, die Gefühle. Langsam wachen sie auf nach einem tiefen, langen Schlaf. Nach – inzwischen – Jahren von gefühlter oder tatsächlicher Isolation gerate ich unter Menschen, erinnere mich daran, wie es ist, unter und mit Menschen zu sein, auf sie zu wirken, die Wirkung ihrer Handlungen und Nicht-Handlungen wahrzunehmen und auf mich entfalten zu lassen. Das Lachen, das Lächeln, gibt gute Energie, verbreitet sich weiter, hallt wie ein schöner Vogelgesang im Dünenwald. Beflügelt, gibt Kraft, Hoffnung und Zuversicht. Lässt die Negativität verschwinden, das ewige unwillkürliche Suchen nach Macken, Mängeln, dem kleinsten Leid, all das lässt es verblassen. Ich entdecke es nicht allzu früh, aber früh genug, genieße es, will es zu meiner Stärke machen. Ich will Positivität, Zuversicht und Humor ausstrahlen und alles andere hinter mir lassen. Für andere, wenn sie mögen. Für niemanden, bestenfalls.
Diese Kraft und Zuversicht schöpfe ich hauptsächlich aus meinem Inneren und dorthin gelingt es größtenteils durch die Natur. Vogelgesang, mit Sonnenstrahlen beleuchtetes Moos, die Stille des pastellfarbenen Meeres am frühen Morgen. All das berührt mich zutiefst und macht mich glücklich. All das – kann ich empfinden und weiß es zu schätzen. Mit alldem habe ich meine Seele fünf Wochen lang aufgeladen und möchte es für immer in mir bewahren. Es fortpflanzen, wachsen und gedeihen lassen. All das.
In den letzten Tagen schöpfe ich die Kraft und Zuversicht auch aus Deinen Blicken. Die Blicke – mal wieder geht es nur um das, so wenig und gleichzeitig so viel. Du drehst du Dich um, weil Du mich wahrgenommen hast. Die Energie, mit der Dich mein Anblick anzieht, kommt wie ein Bumerang bei mir zurück und lässt von sich wissen. Du wirkst wie ein Jäger auf der Sucht, entschlossen, interessiert, gar begeistert. Wusstest Du das, weißt Du das? Deine Aufmerksamkeit verfolgt mich seitdem immer, wenn wir uns über den Weg laufen. Immer, wenn Du in der Nähe bist, weiß ich es, ich spüre deinen Blick, bevor ich ihn dann tatsächlich auch sehe. Und erwidere. Ist das alles zu aufregend, um ins Gespräch zu kommen? Wo sind Deine Gedanken, denkst Du überhaupt an mich? Wer ich bin, was ich hier mache, wenn Du mir die Blicke schenkst? Warum kannst Du mich nicht unbemerkt vorbeiziehen lassen? Ich atme die schmeichelnde Aufmerksamkeit Deiner schöner Augen, genieße die Begrüßung deiner warmen Stimme, den lächelnden Blick, den Du mir schenkst. Ich verlasse für einen Moment diese heile Welt der Anbetung, um zu prüfen, ob Du – Du bist. Ob es Dich jenseits dieser Ebene in meinem Leben auch geben kann. Frau, Kind, Haus und Hof, lautet die Aufzählung. Ich stehe auf, ziehe mich wieder an, behalte in Erinnerung die schmeichelhafte Aufmerksamkeit, die wir uns geschenkt haben und freue mich, dass es so viel und gleichzeitig nicht mehr als das war.
22.05.2022.