Ein weiterer Tag ist vorbei. Der Ostermontag. Das Wetter war wechselhaft, nach den ersten schönen und sonnigen Tagen gab es heute Schnee und starken Wind. Die Möglichkeiten, einen freien Tag nach Belieben zu gestalten schrumpften weiter. Trotzdem habe ich den Tag sehr genossen. Ich machte mir einen schönen Osterfrühstück mit den georgischen Leckereien von gestern. Nicht, dass ich mich der georgischen Küche angenommen habe, nein, der Plan zum Fest war dieses Mal völlig anders. Während ich zu Weihnachten das Bedürfnis verspürte zu entdecken, welche von den zahlreichen Bräuchen und Gerichten auch für mich selbst wichtig sind und ich sie pflegen möchte, habe ich beim Osterfest auf Leichtigkeit und Genuss bei geringem Aufwand gesetzt. Ich wusste, dass es mir wichtig sein wird, mich für das traditionelle Osterfrühstück mit meiner Familie per Video zu verbinden und leckeres Essen auf dem Tisch zu haben. Gleichzeitig wollte ich das schöne Wetter in der Karwoche genießen, auch an Ostern, und hate ganz einfach keine Lust mir einen Speiseplan für die Feiertage zu überlegen und wollte mir den ganzen Aufwand mit Einkäufen und Kochen ersparen.
Letzten Endes ging es auch darum endgültig mit dem Teil der Tradition zu brechen, die ich aus meiner Heimat kenne. Diese besagt, dass Ostern eine Reihe von Turbovorbereitungen bedeutet: Frühjahrsputz plus mehrere Stunden in der Küche, um ausgefallene Kuchen und andere Gerichte vorzubereiten. Die Tradition wandelt und diese ganze Mühe ist auch in Polen keine Selbstverständlichkeit mehr. Dennoch hallt immer eine Stimme in mir, die sagt, zu Feiertagen muss es schön sein und würde ich absolut nichts machen, würde ich das ganz sicher bereuen. Also entschied ich mich für Ostern ohne Mühe und es funktionierte wunderbar. In Sachen Minderung des Aufwandes habe ich ganz sicher einen Rekord geschlagen: Ich kaufte zwei Sträuße bunte Tulpen und checkte die Öffnungszeiten des georgischen Lieblingsrestaurants an den Feiertagen. Auf den Frühjahrsputz habe ich vollständig verzichtet, weil weder Lust noch Kraft dazu gehabt. Es geht auch, wenn man die Wohnung generell sauber hält und alle Turboaktionen in kleine Teile aufteilt, damit die Aufgabe zumutbar ist. Mache ich, wenn es mir danach ist.
Ansonsten? Vier Eier in Zwiebelschalen gefärbt und fertig. Ein Foto mit Beidem für die Ostergruße für Familie und Freunde gemacht, alle waren begeistert. Das Frühstück war großartig, die georgischen Vorspeisen köstlich, Ostereier, Gemüse und regionaler Käse, es reichte locker für den nächsten Tag auch. So einfach ist es. Es ist möglich traditionell zu feiern und dennoch nicht sehr viel Zeit in die Vorbereitungen zu investieren. Auch das Foto meines Frühstückstisches entzückt alle, an die ich es schicke. Ich habe schönes und entspanntes Ostern und bin glücklich darüber, eine weitere Lektion in Sachen Leichtigkeit und angenehmes Leben voller Vergnügen absolviert zu haben.
So kann es nämlich auch sein: dass ein weiterer scheinbar eintöniger Tag in einer tendenziell schweren Zeit vergeht. Und trotzdem ist es ein Tag, an dem wir unser Leben weiterbringen und uns Freude schenken können. In solchen Momenten kommen mir immer Worte einer Freundin in den Sinn, die sagte, dass das Leben aus ganz kleinen Momenten besteht, die wir leben sollten. Es geht nicht darum, auf alle Osterfeste nach der Pandemie zu warten und erwarten, dass sie einzigartig, spektakulär und bei wunderbarem Wetter stattfinden werden. Das Leben wird nicht irgendwann anfangen, sondern passiert jetzt, und es kommt darauf an, irgendetwas daraus zu machen. Sei es zu lernen, dass man sich nicht bei beliebigem Anlass bis zum Anschlag anstrengen muss. Man kann auch Freude und Gemütlichkeit zur Priorität machen.